Dr. Karl-Heinz Debacher
Die Jahre 1998 bis 2023
Neue Anforderungen bringen starke Veränderungen
Von der Brandwehr zum Bevölkerungsschutz
Das 125-jährige Jubiläum wurde mit einem mehrtägigen Fest ausgiebig gefeiert, dabei wurden die unterschiedlichsten Aktionen und Veranstaltungen angeboten. Im Rahmen des Festbankettes in der Rheingießenhalle am 19. Juni 1998 übergab Gerhard Decker, Vertreter der Gebäudeversicherung B-W an Kommandant Gustav Bachmann eine Geldspende. Als Präsident der Gustav Binder-Stiftung konnte Rolf Englert in der Sitzung des Landesfeuerwehrverbandes am 26. September 1998 im Bürgersaal vom Kommandanten Gustav Bachmann einen Scheck in Höhe von 500 DM entgegen nehmen. Die Feuerwehrkameraden hatten sich nämlich entschlossen, auf Gastgeschenke zu verzichten und stattdessen, dieser Stiftung einen Betrag zukommen zu lassen. Sie bietet
eine soziale Absicherung für Feuerwehrangehörige, die in Ausübung des Feuerwehrdienstes verunglückt sind und gewährt schnelle und unbürokratische finanzielle Unterstützung.
Im Jubiläumsjahr 1998 belief sich der Mitgliederstand auf 40 Aktive, 15 Alterskameraden und 24 Jugendliche. Heute, 25 Jahre später, zählt die Wehr 72 Aktive, 19 Alterskameraden und 21 Jugendliche, darunter 32 Mädchen und Frauen. Nach der starken Schneeschmelze in den Alpen und im Schwarzwald wurde am 12. Mai 1999 Hochwasseralarm ausgelöst. Dieser Einsatz erstreckte sich über volle vier Tage und war damit zum längsten in der Geschichte der Rheinhochwässer geworden. So hoch und so lang anhaltend ist der Rhein wohl in den letzten 100 Jahren nicht gestiegen.
Am Beginn eines neuen Jahrtausends
Am 25. Dezember, dem 2. Weihnachtstag des Jahres zog ein Orkan mit Windgeschwindigkeiten bis zu 200 km/h über unsere Region. Im gesamten Ort mussten die Straßen von umgestürzten Bäumen und herabgefallenen Ziegeln freigeräumt werden.
Die erste Frau trat im Jahr 1999, also 126 Jahre nach der Gründung der Wehr 1873, in den aktiven Feuerwehr-Dienst ein ̶ der Beginn einer positiven Entwicklung. Ende des Jahres 2020 waren in Deutschland 10,5 % aller Feuerwehrangehörigen Frauen. In Baden-Württemberg betrug der Frauenanteil 6,4 %. In Rust waren zu diesem Zeitpunkt von 68 Aktiven 14 Frauen, was 20,6 % entspricht. Ein Wert, der sich sehen lassen kann! Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Rettungsdienste, der Feuerwehr und der Polizei mussten in den Rettungseinsätzen immer wieder die
Erfahrung machen, dass ihr spezieller Auftrag ihnen wenig Möglichkeit ließ, auf die seelischen Belange der Betroffenen und ihrer Angehörigen einzugehen. Es wurde aber auch zunehmend bewusst,dass das Einsatzgeschehen häufig auch bei den Rettungskräften selbst seelische Nöte weckte und zurückließ, die nicht oder nur sehr unzulänglich aufgefangen und verarbeitet
werden konnten. In Baden-Württemberg war es die Feuerwehr, die schon 1991 an der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal eine Ausbildung zum „Fachberater Seelsorge“ zur Betreuung von Opfern
an der Einsatzstelle und zur Nachbetreuung der Feuerwehrangehörigen anbot. In Rust ließen sich im Jahr 2001 die ersten beiden Kameraden zum Notfallseelsorger ausbilden.
Der 18. April 2002 war ein freudiger Tag für die Feuerwehrkameraden, denn sie konnten das neue Löschfahrzeug bei der Firma Iveco in Weisweil abholen. Es wurde am 4.Mai von Bürgermeister Günter Gorecky an die Feuerwehr übergeben und fuhr schon zwei Tage später zum ersten Einsatz.
Mit einem Großbrand am Neujahrstag begann das Jahr 2004. Durch eine Silvesterrakete geriet am 1. Januar ein Wohnhaus in der Hindenburgstraße in Brand. Bei diesem Großbrand wurden auch die Wehren von Ettenheim und Lahr hinzugezogen. Bedingt durch die enge Bebauung, die starke Rauchentwicklung und die Brandlasten in der Scheune, konnte der Brand nicht schnell unter Kontrolle gebracht werden. Dass zu diesem Zeitpunkt so gut wie kein Wind wehte, kam den Rettungskräften sehr entgegen, ansonsten hätte der Brand weitaus schlimmere Folgen haben können.
Im Dachgeschoss eines Wohnhauses, in dem sich noch drei Personen befanden, war am 4. November 2006 ein Brand ausgebrochen. Beim Eintreffen der Wehr waren von Nachbarn mit Hilfe einer Leiter bereits zwei Personen aus dem Gebäude gerettet worden. Die dritte Person wurde über die Steckleiter in Sicherheit gebracht und dem Rettungsdienst übergeben. Nur durch das beherzte und schnelle Handeln der Nachbarn konnte ein schlimmerer Personenschaden verhindert werden. Der Brandherd war dann auch schnell unter Kontrolle. Die Ausbreitung des Brandes hätte gewiss weitaus schlimmere Folgen habe können. Denn bei der Alarmierung befand sich gerade der größte Teil der Wehr auf der Trauerfeier des Ehrenkommandanten Franz Lang und war deshalb sofort einsatzbereit. Die Betriebsfeuerwehr des Europaparks hat seit dem 1. Dezember 2006 den Status einer anerkannten Werkfeuerwehr. Wenn allerdings die Werkfeuerwehr alleine nicht in der Lage
ist, einen Brand zu bekämpfen, wird unverzüglich die Feuerwehr Rust alarmiert.
Nur durch das schnelle und gezielte Eingreifen der Wehr konnte bei einem Großbrand am 14. Juni 2007 ein größerer Schaden verhindert werden. Erschwerend war allerdings, dass ausgerechnet an diesem Tag das neue Fahrzeug in der Werkstatt war.
Da nicht alle Feuerangehörigen mit ihren zivilen Führerscheinen ein Löschfahrzeug fahren dürfen, mussten einige Kameraden den Führerschein Klasse C erwerben. Diese Fahrerlaubnis ist erforderlich, um zum Maschinisten-Lehrgang zugelassen zu werden. Der Gemeinderat beschloss deshalb am 7. August 2008, die Kosten der Ausbildung zu übernehmen. Freilich muss sich der Kandidat für sechs Jahre zum Feuerwehrdienst verpflichten. Bei vorzeitigem Austritt sind die Führerscheinkosten pro Jahr zu 1/6 an die Gemeinde zurück zu bezahlen.
Im Rahmen der Feier zum 25-jährigen Jubiläum der Gemeindepartnerschaft mit Marlenheim 2009 wurde die Feuerwehr von den dortigen „Sapeurs Pompiers“ zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Gemeinsam wurde eine Löschübung abgehalten. Wenn auch die Vorgehensweise bei der Brandbekämpfung und dadurch auch der Ablauf der Einsätze etwas unterschiedlich ist, so ist das Ziel doch immer das gleiche. Allerdings hatte die Marlenheimer Wehr der Bevölkerung Übungsszenarien geboten, die wir so hier in Deutschland aus Gründen des Umweltschutzes nicht durchführen dürften.
Die Anzahl der mehrgeschossigen Gebäude im Ort, an denen es nicht mehr möglich ist, mit tragbaren Leitern einen zweiten Rettungsweg zu gewährleisten, steigt stetig. Deshalb wurde 2010 eine Hubarbeitsbühne Im Rahmen der Feier zum 25-jährigen Jubiläum der Gemeindepartnerschaft mit Marlenheim 2009 wurde die Feuerwehr von den dortigen „Sapeurs Pompiers“ zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Gemeinsam wurde eine Löschübung abgehalten. Wenn auch die Vorgehensweise bei der Brandbekämpfung und dadurch auch der Ablauf der Einsätze etwas unterschiedlich ist, so ist das Ziel doch immer das gleiche. Allerdings hatte die Marlenheimer Wehr der Bevölkerung Übungsszenarien geboten, die wir so hier in Deutschland aus Gründen des Umweltschutzes nicht durchführen dürften.
Die Anzahl der mehrgeschossigen Gebäude im Ort, an denen es nicht mehr möglich ist, mit tragbaren Leitern einen zweiten Rettungsweg zu gewährleisten, steigt stetig. Deshalb wurde 2010 eine Hubarbeitsbühne angeschafft.
In der Hauptversammlun vom 28. Januar 2013 folgte Peter Stephan auf Wolfgang Sattler, der 15 Jahre lang Kommandant gewesen war.
Am 2. September 2013 hatte die Wehr einen etwas kuriosen Einsatz. Bei einem Nachbarschaftsstreit wurde eine vermutlich selbst gebastelte Stinkbombe geworfen. Die Feuerwehr wurde gerufen, um die Flüssigkeitsbehälter sicher zu stellen.
2015 konnte ein Kommandowagen (KdoW) in Dienst gestellt werden. Er dient vorwiegend der Einsatzleitung zur Anfahrt und zur Erkundung von Einsatzstellen. Am 21. Juni 2015 kamen 33 „Sapeurs Pompiers“ aus der Partnergemeinde Marlenheim zu einer gemeinsamen Übung nach Rust, wo sie einen bleibenden Eindruck hinterließen.
In der Jahreshauptversammlung 2016 wurde Florian Bachmann zum Kommandanten und Alexander Schindler als sein Stellvertreter zum neuen Führungsduo gewählt. Beide waren von der Gemeinde bereits eingesetzt, nachdem Peter Stephan im August des letzten Jahres das Amt abgegeben hatte.
Wachsende Herausforderungen für Gemeinde und Feuerwehr
Bei größeren Einsätzen mit mehreren Feuerwehren und anderen Hilfsorganisationen ist für die örtliche Einsatzleitung fachliche Unterstützung sowie eine konsequente Dokumentation von äußerster Wichtigkeit. Dabei sind die eigenen Führungskräfte jedoch vorrangig mit Aufgaben zur Bewältigung des Einsatzszenarios an vorderster Front beschäftigt. Aus diesem Grunde haben sich die Kommandanten und Bürgermeister der Gemeinden Kappel-Grafenhausen, Rust und Schwanau darauf verständigt einen übergreifenden Führungstrupp zu gründen.
Am 1.März 2016 nahm der neue Führungstrupp Rhein-Süd seine Arbeit auf. Er besteht aus über 20 Gruppen- und Zugführern aus den drei Gemeinden. Mit den entsprechend ausgerüsteten Fahrzeugen Kappel-Grafenhausen 19, Rust 10 und Schwanau 3/19 stehen dem Führungstrupp drei Einsatzfahrzeuge zur Verfügung, um in allen drei Gemeindegebieten folgende Aufgaben zu übernehmen: Unterstützung des Einsatzleiters, Führung der Lagekarte und des Einsatztagebuches, Kommunikation mit der Integrierten Leitstelle den eingesetzten Kräften und sonstigen beteiligten Dienststellen und Einrichtungen sicherstellen.
Um den besonderen Anforderungen einer wachsenden Gemeinde mit einem hohen Anteil von Touristen gerecht zu werden, wurde 2016 ein Feuerwehrbedarfsplan mit professioneller Moderation erstellt. Verwaltung und Feuerwehr hatten dafür mit Christian Emrich, Brandschutz- und Feuerwehrspezialist der Berufsfeuerwehr München, professionelle Hilfe engagiert. Zentrale Aussage des Planes: Während der Europa-Park-Saison beherbergt Rust täglich um die 15.000 Gäste.
Daraus leitet sich für die Feuerwehr ab, dass sie in der Lage versetzt werden muss, zu jeder Tages- und Nachtzeit diese Anzahl von Menschen zu schützen. Deswegen wurde die Ausrüstung der Feuerwehr in der Folge mit viel Geld aus der Gemeindekasse modernisiert. Beispielsweise wurde ein Drehleiterfahrzeug zum Preis von 570.000 €, angeschafft ̶ ohne Zuschüsse des Landes. Dieses konnte dann am 10. Juni 2017 eingeweiht werden. Im selben Monat wurde auch der Funkraum im Gerätehaus fertiggestellt. Im Dezember konnte auch noch ein Mannschaftstransportwagen
(MTW) angeschafft werden
In den frühen Abendstunden des 26. Mai 2018 wurde die Feuerwehr zu einem der wohl größten Schadensereignisse in der Region gerufen, zu einem Gebäudebrand in den Europa-Park. Bereits auf der Anfahrt ins Feuerwehrhaus war eine enorme Rauchentwicklung zu sehen. Das Fahrgeschäft „Piraten in Batavia“, der skandinavische Stadtteil, ein Teil der Werkstätten sowie ein Stück des holländischen Stadtteils sind bei dem Brand, ausgelöst durch einen technischen Defekt, niedergebrannt. Im Einsatz waren Feuerwehren aus der gesamten Ortenau mit 289 Einsatzkräften und dem Landkreis Emmendingen mit 116 Einsatzkräften. Zudem waren Kräfte der Berufsfeuerwehren aus Karlsruhe mit 9 und Mannheim mit 2 Einsatzkräften hinzugezogen worden. Die Zahl der Helfer lag bei insgesamt 416. Bei diesem Großeinsatz hat sich gezeigt wie Feuerwehren in Baden-Württemberg reibungslos zusamzusammenarbeiten können.
Die Bandbreite der Aufgaben, mit denen sich die Feuerwehr konfrontiert sieht, hat in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. Neben der Brandbekämpfung, Menschen- und Tierrettung sowie technischen Hilfen in Gebäuden oder bei Hochwasser kommen zunehmend Aufgaben im Umweltbereich dazu. Das sind etwa Gefahrgutunfälle, bei denen die Bevölkerung und die Umwelt geschützt werden müssen. Hier sind natürlich auch die Feuerwehrleute äußerst gefährdet und besonders gefordert. Je nach Art des Gefahrgutes ist nicht jedes Lösch- bzw. Bekämpfungsmittel
geeignet. Die falsche Mittelwahl kann unter Umständen Explosionen auslösen oder weitere verhängnisvolle Folgen nach sich ziehen. Deshalb bedingt ein Wandel der Aufgaben auch einen Wandel in der Ausrüstung. Dadurch wird deutlich, wie wichtig eine erstklassig ausgebildete, hochwertig ausgerüstete, funktionsfähige Wehr für eine Gemeinde ist. Folgerichtig wurde 2018 ein HLF-10 angeschafft, das sich erheblich von seinem Vorgänger unterscheidet. Denn aus dem LF-8 ist ein HLF-10 geworden. Es ist zwar nur ein Buchstabe, aber der macht einen großen Unterschied. Anstatt eines Löschgruppenfahrzeuges ist ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug im Einsatz. Es ist die absolute Königsklasse. Seine Anschaffung war ein Quantensprung Sie erweitert das
Leistungsspektrum der Wehr und erhöht die Sicherheit der Gemeinde.
Naturgemäß blieb auch die Feuerwehr nicht von den Auswirkungen der Corona-Pandemie verschont. Das einzige Monatstreffen im Jahr 2020 konnte am 29. September im Gerätehaus stattfinden. Sonderproben und gemeinsam Übungen konnten dagegen keine abgehalten werden.
Im Sommer des Jahres 2021 erschütterten dramatische Bilder von Hochwasser-Katastrophen die Bundesrepublik. Auch wenn Baden-Württemberg von den verheerenden Folgen der Unwetter verschont blieb, so war auch in der Region rund um Rust das Hochwasser ein zentrales Thema, das die Menschen bewegte und die Feuerwehr sowie die Gemeindeverwaltung intensiv
beschäftigte.
Am Sonntagnachmittag, den 18. Juli 2021 mussten zwei waghalsige Personen aus dem überfluteten Taubergießen gerettet werden, die dort gedankenlos mit einem Schlauchboot, einer „besseren Luftmatratze“, unterwegs waren. Es war eine für alle 106 (!) Rettungskräfte äußerst fordernde Aktion, bei der auch Rettungsboote, ein Rettungshubschrauber und ein Polizeihubschrauber
im Einsatz waren.
Beim Löschfahrzug LF8/6 brach 2020 die Konstruktion des Kofferaufbaus. Das entpuppte sich schnell als wirtschaftlicher Totalschaden. Weil eine Reparatur zu teuer geworden wäre, entschied sich der Gemeinderat schon im Mai 2021 mit einem LF20KatS für eine sehr gute Katastrophenschutz-Version. Hauptsächlich mit Blick auf Aufgaben im Naturschutzgebiet Taubergießen etwa bei Rettung von havarierten Paddlern oder Einsätzen während Überschwemmungen. Einweihung und Übergabe des Fahrzeuges waren am Samstag, den 3. Dezember 2022, im Anschluss an
die Jahreshauptversammlung in der neuen Rheingießenhalle.
Auch die Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz Rust darf nicht unerwähnt bleiben. Seit vielen Jahren arbeiten die beiden Rettungsorganisationen bei Übungen und Einsätzen vorbildlich Hand in Hand. Der Blick auf die vergangenen 150 Jahren kann zu recht alle Aktiven darüber mit Stolz erfüllen, was jeder einzelne von Ihnen zum Wohle aller Einwohner geleistet hat. Dafür gebührt ihnen allen der Respekt und Dank der gesamten Gemeinde.
Es bleibt zu hoffen, dass es auch in Zukunft immer wieder Menschen geben wird, die sich der immer anspruchsvoller und komplizierter werdenden Aufgabe stellen, Leib und Leben, Hab und Gut ihrer Mitmenschen zu schützen. Gegenwärtig befindet sich die Freiwillige Feuerwehr Rust mit den Mitgliedern ihrer Jugendfeuerwehr auf einem sehr guten Weg. Denn schon in der ugendfeuerwehr werden Kinder und Jugendliche dafür begeistert, anderen zu helfen, Verantwortung zu übernehmen und füreinander einzustehen. Und sie lernen von klein auf, sich in Gefahrensituationen auch selbst richtig zu verhalten.
Drei Jahrzehnte Jugendfeuerwehr
Der 7. Juni 1993 ist das Gründungsdatum der Ruster Jugendfeuerwehr. Sie bestand an diesem Tag aus zwei Kameradinnen und 16 Kameraden, wobei der Jüngste 9 und die beiden Ältesten 15 Jahre alt waren. Der erste Jugendfeuerwehrwart war Christian Bachmann. Die DRK-Helfer bei der Frühjahrsübung 2018 Jugendlichen treffen sich in der Regel bis heute vierzehntägig zur gemeinsamen Ausbildung. Schon im Gründungsjahr fanden zwölf Übungsabende statt. Die Ausbildung umfasst das Erlernen von Grundtätigkeiten im Feuerwehrdienst sowie die Übung von Geschicklichkeit, Beweglichkeit und Allgemeinwissen. Ziel der Ausbildung ist laut dem Musterausbildungsplan der Jugendfeuerwehr Baden-Württemberg: „... Innerhalb der Gruppe muss der Angehörige der Jugendfeuerwehr lernen, unter Berücksichtigung seiner Leistungsfähigkeit in Einsatzübungen grundlegende Tätigkeiten ausüben zu können.“
Folglich stand ein umfangreiches Paket an Aufgaben der Feuerwehrtechnik auf dem Plan: Löschübungen, Fahrzeugkunde, die Gruppe im Löscheinsatz und anspruchsvolle 24-Stunden-Übungen. Dazu wurden Sprechfunk, Stiche und Knoten, das Kuppeln, die offene Wasserentnahme, die Entnahme aus Unter- und Überflurhydranten, die technische Hilfeleistung mit der Beleuchtungsausrüstung des LF8/6 sowie der Aufbau des Mannschaftszeltes geübt. Die Jugendlichen lernten auch etwas über allgemeine Brandlehre, Gefahrstoffe, Erste Hilfe.
Die Arbeit in der Jugendfeuerwehr umfasst aber auch die allgemeine Jugendarbeit. Daher standen gemeinsame Unternehmungen außerhalb des Feuerwehrrahmens auf dem Programm. Vielfältige Aktivitäten sind im Laufe des Bestehens der Jugendfeuerwehr Rust zu verzeichnen.
Im sportlichen Bereich übten sich die Jugendlichen im Tennis, Fußball, Kegeln, besuchten ein Hallenbad, nahmen an Spiel ohne Grenzen teil. Sie machten an Fastnachtsumzügen mit, veranstalteten Fastnachtspartys und Weihnachtsfeiern. Gesellige Aktionen standen auch auf dem Programm wie Bootsfahrten auf dem Taubergießen, Fahrradtouren, Grillfeste, Nachtwanderungen, Bastelabende. Im Rahmen der Kooperation mit anderen Vereine und Organisationen führte man Zeltlager und Waldputzaktionen mit dem Jugendrotkreuz sowie den Junganglern durch. Es gab informative Besuche bei der Berufsfeuerwehr in Freiburg, der Atemschutzanlage in Lahr, der Kreismüllsortieranlage in Kehl-Auenheim und der Kläranlage in Kappel.
Auch überregional brachten sich die jungen Feuerwehrleute ein, indem sie Dienstbesprechungen des Kreisjugendfeuerwehrverbandes besuchten, am Zeltlager des Kreisjugendfeuerwehrverbandes teilnahmen oder beim Brandschutztag mit einem Infozelt und einer Schauübung vertreten waren.
Die Zusammenarbeit mit der aktiven Wehr zeigte sich an gemeinsamen Besuchen von Feuerwehrfesten und bei der Mithilfe der Jugendlichen beim Straßenfest. An Fronleichnam und dem Patrozinium marschierten sie zusammen mit den Aktiven bei den Prozessionen mit.
Diese breitgefächerten Aktivitäten fördern ganz besonders den Aufbau eines Zusammengehörigkeitsgefühls innerhalb der Jugendfeuerwehr, das auf die Gemeinschaft in der Feuerwehr vorbereiten soll. Die Ruster Jugendfeuerwehr pflegt bereits seit jeher den intensiven Kontakt zu ihrem „großen“ Partner, der Einsatzabteilung. So konnten die Jugendlichen schon im ersten
Jahr des Bestehens der Jugendfeuerwehr bei der Herbstabschlussübung ihr Können zeigen. In gemeinsamen Übungen wird den Jugendlichen deutlich, dass auch sie schon
„dazugehören“ und ein wichtiger Teil der Feuerwehr sind.
Zum Abschluss der Jugendfeuerwehrzeit absolviert das Mitglied einen Grundausbildungslehrgang, der mit Abschluss der Prüfung die Qualifikation für die Arbeit in der aktiven Feuerwehr darstellt. Mit 18 Jahren erfolgt eine Übernahme in die Einsatzabteilung. Somit erhält die Aktive Feuerwehr, eine fertig ausgebildete Feuerwehrfrau bzw. -mann. Schon Ende 1995 wechselten die ersten beiden Jugendlichen in die Abteilung der Aktiven.
Nach fünf Jahren übernahm Peter Stephan 1998 die Jugendfeuerwehr. Zu diesem Zeitpunkt waren 29 Jugendliche in der Jugendfeuerwehr, darunter acht Mädchen und 21 Jungen.
Fünf Jahre später, im zehnten Jahr des Bestehens konnte die Feuerwehr Rust elf Jugendliche in den aktiven Dienst übernehmen.
Im Jahr 2008 übernahm Marco Engelmann das Amt des Jugendfeuerwehrwartes, das er auch 2023 noch inne hat.
2018 konnten zehn Jugendliche die erste von drei Stufen der so genannten Jugendflamme erwerben. Sie ist ein Ausbildungsnachweis in Form eines Abzeichens für Jugendfeuerwehrmitglieder.
Im Jubiläumsjahr 2023 sind 20 Kameradeninnen und Kameraden in der Ruster Jugendfeuerwehr aktiv.