Großeinsatz
110 Einsatzkräfte retten im Taubergießen eine Frau und ihren Sohn
Von Hannah Fedricks Zelaya

Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Mo, 19. Juli 2021 um 18:45 Uhr

Am Sonntagnachmittag sind mit einem Großeinsatz von Feuerwehr, Polizei und Rettungskräften eine Frau und ihr Sohn gerettet worden, die mit ihrem Schlauchboot auf dem Altrhein feststeckten. Für die Ruster Feuerwehr war es der herausforderndste von insgesamt mehr als 60 Einsätzen seit Mittwoch. Feuerwehr und Umweltamt appellieren eindringlich an die Bevölkerung, den Hochwassergebieten fern zu bleiben.

 

Mit drei Booten und mehreren Fahrzeugen waren die Einsatzkräfte aus Rust
und den umliegenden Gemeinden am Sonntag unterwegs.

Fotos: Feuerwehr Rheinhausen

Mit drei Booten und mehreren Fahrzeugen waren die Einsatzkräfte aus Rust und den umliegenden Gemeinden am Sonntag unterwegs. Foto: Feuerwehr Rheinhausen

Am Sonntagnachmittag sind mit einem Großeinsatz von Feuerwehr, Polizei und Rettungskräften eine Frau und ihr Sohn gerettet worden, die mit ihrem Schlauchboot auf dem Altrhein feststeckten. Für die Ruster Feuerwehr war es der herausforderndste von insgesamt mehr als 60 Einsätzen seit Mittwoch. Feuerwehr und Umweltamt appellieren eindringlich an die Bevölkerung, den Hochwassergebieten fern zu bleiben.

"Ich war am Sonntag an vorderster Front dabei und muss ehrlich sagen, dass mir der Einsatz nachgeht", sagt Alexander Schindler, Leiter des Umweltamts. Rund 110 Einsatzkräfte seien vor Ort gewesen. "Wir haben fast alle Familie und setzten bei solchen Einsätzen, die durch fahrlässiges Verhalten verursacht werden, unsere Gesundheit und unser Leben aufs Spiel", verdeutlicht er.

Eine 55-jährige Frau und ihr 24-jähriger Sohn waren am Sonntagnachmittag mit einem Schlauchboot auf dem Altrhein im Bereich Rust unterwegs gewesen und sind dort gestrandet. Das löste einen Großeinsatz verschiedenster Rettungskräfte aus, unter anderem waren ein Rettungshubschrauber und ein Polizeihubschrauber eingesetzt. "Durch das sehr gute Zusammenspiel der eingesetzten Kräfte konnten die beiden Personen im Altrhein lokalisiert und gegen 17.45 Uhr gerettet werden", teilte die Polizei noch am Abend mit. Ob die beiden Geretteten wegen ihres fahrlässigen Handelns nun für die Kosten des Großeinsatzes aufkommen müssen, oder wer sonst, wird derzeit noch geprüft.

Das Taubergießen gleicht einem großen See

Wie knifflig der Einsatz war, beschreibt der Ruster Feuerwehrkommandant Florian Bachmann: "Die größte Herausforderung war es, die Einsatzstelle zu lokalisieren. Dafür muss man verstehen, dass das Taubergießen momentan einem riesigen See gleicht." Man könne sich im Gebiet kaum orientieren und es sei nicht ersichtlich, wo sich die eigentlichen Wasserläufe befinden, und was Überschwemmungsgebiet sei. "Dazu kommen unterschiedlich starke Strömungen und Strudel, die unter anderem durch überlaufene Brücken verursacht werden." Per GPS-Signal und einer direkten Bildübertragung vom Polizeihubschrauber zu den Einsatzkräften am Boden sei das Schlauchboot nach circa eineinhalb Stunden erreicht worden. Nach ersten Erkenntnissen geht es den beiden den Umständen entsprechend gut, die Frau wurde vorsorglich in eine umliegende Klinik eingeliefert.

Glücklicherweise sei es der vorerst einzige Einsatz dieser Art gewesen, so Bachmann. Hochwassertourismus sei aber trotzdem ein Problem. Er und Schindler appellieren eindringlich an die Bevölkerung, die Absperrungen und Beschilderungen zu akzeptieren und den überschwemmten Gebieten fernzubleiben. "Dabei geht es sowohl um den Schutz der Menschen als auch der Tiere", so Schindler. Die Wildtiere müssten die Möglichkeit haben, aus den überfluteten Gebieten zu fliehen und Schutz zu suchen. Das allein setzte sie schon unter Stress. Treffen sie dabei auf Menschen, wirken diese wie eine zusätzliche Barriere, die sie an der Flucht vor dem Wasser hindern. Das sei vielen Menschen nicht bewusst. "Wir haben viele Aufklärungsgespräche geführt, die Feuerwehr agiert dabei auch als Umweltschützer", sagt Bachmann.

Momentan sinken die Pegelstände wieder

Zu den Gesprächen komme es vor allem bei den regelmäßigen Dammkontrollen, die seit Mittwoch alle drei Stunden erfolgen. Ab einem Pegelstand von neun Metern werden die Dämme in diesem regelmäßigen Zeitabstand kontrolliert. Insgesamt sei die Hochwasserlage im Taubergießen nicht dramatisch gewesen, "das haben wir alle paar Jahre", sagt Bachmann. Hinzu seien aber in der vergangenen Woche sehr große Mengen an Druckwasser gekommen. Also an Grundwasser, das an die Oberfläche kommt. Das bescherte der Feuerwehr zahlreiche Einsätze im Wohngebiet, um beispielsweise Keller auszupumpen oder überflutete Straßen abzusperren. Auch drei Blitzeinschläge – glücklicherweise ohne schwere Folgen – führten zu Alarmierungen. Insgesamt zählt Bachmann seit Mittwoch mehr als 60 Einsätze. Sowohl Bachmann als auch Schindler loben das gute Zusammenspiel von Verwaltung, Bürgermeister und Einsatzkräften.

Inzwischen sinken die Pegelstände wieder, allerdings werde es wohl noch eine Woche dauern, bis die Schranken wieder geöffnet werden können. "Aber die Wetterprognosen sehen aktuell ganz gut aus", sagt Schindler.

Helfer aus der Region im Katastrophengebiet

Zwei Helferteams des Deutschen Roten Kreuzes aus Friesenheim, Rust und Sulz haben Ende vergangener Woche die Hilfskräfte im Hochwasser-Katastrophengebiet in Bad Neuenahr unterstützt. Es sei ein sehr heftiger Einsatz gewesen. "Doch sie sind inzwischen erschöpft aber wohlbehalten zurückgekehrt", sagt der ehrenamtliche Katastrophenschutzbeauftragte Ewald Kopf aus Friesenheim. Insgesamt 13 weitere Helfer aus dem Ortenaukreis sind noch vor Ort. "Auch wir anderen sind aber weiterhin in Bereitschaft, um jederzeit unterstützen zu können", so Kopf.

Die Einsatzkräfte hätten vor allem bei der Evakuierung eines Seniorenheims geholfen. Dieses befand sich im 11. Stock eines Gebäudes und sei weder mit Wasser noch mit Strom versorgt gewesen. Alle Bewohner seien in ein Hotel nach Bonn transportiert worden.In einem anderen Fall musste eine Frau aus einem schlammüberfluteten Haus in ein Krankenhaus gebracht werden. Nur mit der Hilfe eines ortskundigen Mannes war es möglich, durch Schleichwege zu dem Haus zu gelangen, das über das normale Straßennetz nicht mehr erreichbar war, und der Frau die dringend benötigte, medizinische Hilfe zu Teil werden zu lassen, sowie sie danach in ein Krankenhaus zu verlegen. Die Helfer werden derzeit noch nachbetreut.

   

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